So interpretierst du deinen Laborbericht
Wenn Wissenschaft und Landwirtschaft aufeinandertreffen, ist die gesprochene Sprache oft etwas unterschiedlich. Dass gutes Grundfutter immer wichtiger wird, wissen aber beide Parteien. Denn gut verdauliche und schmackhafte Silagen bilden die Basis einer gesunden, leistungsstarken und wirtschaftlichen Fütterung. Doch was macht eine gute Gras- oder Maissilage aus? Am wichtigsten sind die enthaltenen Nährstoffe Rohprotein, Stärke, Zucker sowie die Faserverdaulichkeit. Und was genau passiert im Silo während der Silierung? Ein Blick auf den Analysereport zeigt, was im Silo abgelaufen ist und macht den Siliererfolg deines Silageverfahren messbar.
Was brauche ich dazu?
Um den Siliererfolg einer Silage anhand eines Laborberichts aus der Sicht der Wissenschaft bewerten zu können, sollten neben den Klassikern Trockenmasse, pH-Wert und Rohasche auch das Gärsäuremuster mit den Gehalten an Milchsäure, Essigsäure und Buttersäure enthalten sein. Bei Grassilage ist auch der Wert von Ammoniak in der Analyse interessant. Diese Parameter geben gemeinsam eine sehr gute Übersicht darüber, was während des Silierprozesses passiert ist.
pH-Wert und Trockensubstanz
Der pH-Wert des Siliermittels sollte immer im Zusammenhang mit der Trockensubstanz betrachtet werden. Je nasser das Siliergut ist, desto niedriger sollte der pH-Wert sein. Die Ursache für einen zu hohen pH-Wert ist oft eine zu geringe Milchsäureproduktion.
Milchsäure
Die Milchsäure ist das von jedem Landwirt erwünschte Produkt bei einer Silierung. Sie senkt den pH-Wert ab und hindert unerwünschte Bakterien und Pilze, sich zu vermehren. Die Milchsäurebakterien arbeiten am besten unter anaeroben Bedingungen, also unter Luftabschluss. Ist dieser nicht gegeben, bilden sich statt Milchsäure verschiedene Gärsäuren, da andere, unerwünschte Bakterien arbeiten. Das schmälert nicht nur den Geschmack der Silage, sondern auch den Energiegehalt, was den landwirtschaftlichen Erfolg schmälern würde. Ziel ist es, einen möglichst hohen Gehalt an Milchsäure zu erreichen.
Ist zu wenig Milchsäure in der Silage, kann es zwei Ursachen geben: Zu wenig Milchsäurebakterien auf dem Ausgangsmaterial und/ oder zu schlechte Wachstumsbedingungen. Dies ist beim Gras der Fall, wenn es bereits warme, sonnige Tage aber noch kalte Nächste gibt. Beim Mais sind nach heißen und trockenen Sommern nur wenige Milchsäurebakterien auf den Pflanzen. In diesen Fällen sollten unbedingt die gewünschten Bakterien mittels eines Siliermittels zugesetzt werden. Für optimale Wachstumsbedingungen braucht es eine Umgebung frei von Sauerstoff, einen gewissen Grad an Feuchte und Nahrung. Ausreichende Verdichtung, schnelle und luftdichte Abdeckung sowie der richtige Schnitt- und Häckselzeitpunkt der Ernte sind also essenziell.
Essigsäure
Essigsäure ist bei der Beurteilung der Silage zweifach zu betrachten: Hohe Gehalte können die Futteraufnahme stark negativ beeinträchtigen. Gleichzeitig sorgt die Essigsäure in gewissen Maßen jedoch für eine gewisse aerobe Stabilität (Schutz vor Nacherwärmung). Daher sollte man ein gesundes Mittelmaß finden. Grundsätzlich sind Gehalte von bis zu 2,5 Prozent in der Trockenmasse unbedenklich. Damit die Silage nicht an Schmackhaftigkeit verliert, sollte mindestens 2,5 bis 3-mal so viel Milchsäure in der Silage sein, wie die Forschung gezeigt hat. Hohe Essigsäuregehalte resultieren aus einer zu langsamen Einsilierung und Ansäuerung. Ist die Erntekette verbessert, können künftig auch biologische Siliermittel helfen.
Propylenglykol
Als Ketoseschutz hat sich Propylenglykol, auch 1,2-Propandiol genannt, einen Namen gemacht. Propylenglykol ist ein Stoffwechselprodukt von heterofermentativen Milchsäurebakterien. Das bedeutet, dass diese Milchsäurebakterien, zum Beispiel Lactobacillus buchneri, aus der bereits gebildeten Milchsäure 1,2-Propandiol produzieren können. Ein hoher Anteil an Propylenglykol ist demnach ein Zeichen für einen hohen Anteil an heterofermentativen Milchsäurebakterien.
Buttersäure
Buttersäure entsteht insbesondere bei nassen Silagen durch Clostridien. Sie kommen hauptsächlich über Schmutz in das Siliergut, was in Untersuchungen festgestellt wurde. Ein weiteres Kennzeichen ist der Abbau von Eiweiß (- Ammoniak). Die Buttersäuregärung verbrennt wertvolle Nährstoffe der Silage. Dadurch verliert die Silage an Energie. Zusätzlich steigt der pH-Wert bei vermehrter Buttersäurebildung wieder an und ermöglicht insbesondere Hefen und Schimmelpilzen, wieder zu arbeiten. Grundsätzlich sollte ein Gehalt von 0,3 Prozent in der Trockenmasse nicht überschritten werden um die Qualität zu erhalten.
Ammoniak
Ein weiterer Indikator für den Siliererfolg ist der Gehalt an Ammoniak (NH3), teilweise auch als Ammonium XP ausgeschrieben. Das ist der Anteil an Ammoniak am gesamten Rohprotein und entsteht bei zu langsamem Abfall des pH-Wertes. Clostridien nutzen in dem Fall zum Beispiel das vorhandene Protein in der Silage für den eigenen Stoffwechsel. Dieser Vorgang wird auch Proteolyse genannt. Sehr hohe Werte an Ammoniak (mehr als 15 Prozent des Rohproteins) sind daher ein Zeichen für eine Fehlgärung und den Verderb der Silage. Werte bis 12 Prozent Ammoniak am Rohprotein werden in der Praxis von der Wissenschaft als unbedenklich eingestuft.
*Dieser Artikel erschien zuerst auf Sano.de.
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